Und wir halten es wie Dachdecker

Der Tag nach unserem erholsamen Wandertag stand im Zeichen… der Erholung. Wir trabten durch Cortina d’Ampezzo auf der Suche nach einem nicht roten, dafür kleinen Kletterhelm für eine Person, die ohne Helm in die Berge aufgebrochen war. Da dies anstrengender als erwartet war, erholten wir uns stundenlang in einem Café, genossen Kaffee und Croissant (con crema di pistacchio, denn wir gehen mit der Pistanzientrend). Um uns davon zu erholen, ging es zum Lago di Landro – statt ihn nur sehnsüchtig anzuschmachten, hielten wir endlich unsere Füße ins Wasser und Chrissy – unsere fränkische Helmverweigererin -durfte sich ihre ganz besondere Belohnung abholen: ein erholsames Bad im eiskalten Wasser.

Genug Erholung. Am nächsten Tag lockte die Versuchung. Wir wollten klettern. Die Landrohöhlen wirkten spannend. Munter starteten wir, munter stiegen wir auf, dann standen wir da – etwas nass, etwas sehr nass, etwas zu nass. Die nächste Versuchung musste her. Der meistbesuchte Fels der Region wirkte… OK. Munter stiegen wir ab, munter stiegen wir zu, dann standen wir da – etwas speckig, etwas dreckig, etwas laut. Genug der Versuche. Klettern statt Wettern.

Es folgte der Tag der Trennung. Die einen machten sich auf zu den Drei Zinnen, die anderen bewachten pflichtbewusst das Wohnmobil und wir suchten unseren Kletterspaß am Falzarego-Pass. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für „Sole e Metallo“, eine 6b (7) mit sechs Seillängen. Den Einstieg würden wir nicht lange suchen müssen, denn wir waren in unserer „Urlaubsheimat“. Hier kannten wir jeden Stein beim Namen. Auf die Plätze, fertig los.

45 Minuten später… „Im Buch steht, der Einstieg sei mit einer roten Reepschnur markiert.“ – „Da hängt sie. Etwas höher als erwartet. Gibt auch mehr Haken als beschrieben.” Perfekt, da kann Tobi direkt starten. Gesagt, getan – ohne weiter nachzudenken. 

20 Minuten später… „Tobi, bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“ – „Nee, fühlt sich viel schwerer an als beschrieben.“ Gut… Dann hatten wir uns wohl ganz spontan „entschlossen“, eine andere Route zu begehen. Wird schon passen. Sah ja weiterhin ganz nett gesichert aus.

60 Minuten später… „Ach, es handelt sich um die Stella Alpina.“ Gleicher Schwierigkeitsgrad, kein Problem.

90 Minuten später… „Was war das denn?!“ Da rutschte doch fast das Herz in die Hose. Die vielen Sicherungen wurden immer weniger, die Route keineswegs leichter. Wir beschlossen, beim nächsten Mal vielleicht doch nicht ganz so flexibel bei der Routenwahl zu sein.

15 Minuten später… „Schau, das Wetter lässt sich auf unsere Flexibilität ein: Von Sonne schwenkte es nun auf Regen um.” Wir blieben positiv, denn immerhin hatten wir die Regenjacken nicht umsonst mitgeschleppt. Die Route wurde leichter, dafür viel rutschiger.

45 Minuten später… “Brrrrr.” Wir erreichten den Ausstieg. Keine Sicht, dafür jede Menge Nass. Direkt nahmen wir den Abstieg in Angriff – Schluss mit Flexibilität für heute. Wir wollten nur noch ins Trockene, ins Warme – schließlich sind wir Abenteurer, keine Dachdecker.

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