Schritt für Schritt

Die verstörenden Eindrücke der letzten Wochen – vermüllte Strände, heruntergekommene Städte und gespenstische, beinahe verlassene Dörfer – hatten sich tief in unsere Köpfe gebrannt. Letztlich wurde all das wohl durch unseren eigenen desolaten psychischen Zustand verstärkt. Doch der mehrtägige Aufenthalt in und um Bari hat uns bereits geholfen, wieder etwas Boden unter die Füße zu bekommen, loszulassen und aufzuatmen.

Nun sind die letzten Tage in Italien angebrochen, und es hat uns noch einmal hinausgezogen: Wenigstens den Absatz des italienischen Stiefels wollten wir mitnehmen – Apulien.

Zwischen einzelnen Regenwolken oder manchmal sogar ganzen Fronten schenkt uns die Sonne immer wieder Momente der Wärme. Sie trocknet unser Zuhause, wärmt unsere Gesichter und ermutigt uns täglich zu kleinen Abenteuern. Wir unternehmen kurze Wanderungen entlang der Küste, drehen schnelle Morgen- oder Nachmittagsrunden auf den Gravelbikes (die wir damit zum ersten Mal wirklich nutzen auf dieser Reise), verrenken uns auf den Yogamatten und tollen mit den Hunden am Strand, während uns der Wind die salzige Gischt in die lachenden Gesichter weht.

Wir genießen wieder das Leben. Fast so, wie es sein sollte. Wir nähern uns unserer Normalität – langsam, in kleinen Schritten. Noch ist sie nicht vollständig zurück, und wahrscheinlich wird sie es auch morgen oder übermorgen nicht sein.

Dennoch: Jeden Tag üben wir mit dem Wohnmobil, gewöhnen es Stück für Stück wieder daran, allein irgendwo im Nirgendwo zu stehen und geduldig auf unsere Rückkehr zu warten. Manchmal schafft es 20 Minuten, manchmal nur 10, dann wieder 25.

Mühsam ernährt sich eben das Eichhörnchen – aber verhungern lassen wir es nicht. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Unser Weg.

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