Category: Dolomiten

  • Murmeltiere, Sonne und ein iPhone-Bad

    Sechs Jahre ist es her. Damals war Cima das erste Mal mit in den Dolomiten und im Schlepptau hatten wir zudem zwei andere Freunde. Tobi hatte sich einen netten Sonnenstich aus dem Schwimmbad mitgenommen und während wir anderen den Pößnecker Klettersteig (D mit Freiklettern bis zum 2. Grad) machten, wartete er mit Cima am Sellajoch auf unsere Rückkehr. 

    Wie 2019 brannte auch dieses Mal die Sonne wie verrückt und Cima und Happy konnten nicht im Auto gelassen werden. Es lief wieder auf zwei Teams hinaus. Unser 10-Beiniges-Dino-Team machte sich auf den Weg, den Langkofel zu umrunden. Die Äffchen wählten den recht frisch sanierten Pößnecker Klettersteig. 

    Gegen 9 Uhr trennten sich also die Wege und Happy entwickelte bereits auf den ersten Metern der Tour eine innige Liebe zu Murmeltieren. Frech wie diese sind, riefen sie aus allen Ecken, stellten sich nur wenige Meter von ihr entfernt auf und quietschten ihr in die Ohren. Unerschrocken oder hochintelligent? Zu befürchten hatten sie jedenfalls nichts – Happy war angeleint, Cima nur am Leckerliebeutel interessiert. 

    Weiter oben verschwanden langsam Wiesen, Grün und Murmeltiere – dafür nahm die Anzahl Wanderer zu. Dankbar, dass die beiden Eurasier-Damen für einen Tag mal auf die dickschädliche Eigenständigkeit, die ihnen sonst so eigen ist, verzichteten, begeisterten sie Frauchen durch Gehorsam und alle anderen mit ihrer Flauschigkeit. Unermüdlich trabten die beiden die Wanderwege entlang, drängelten nie, hüpften bei Bedarf zur Seite, ließen andere passieren und nach fast 18 Kilometern und 900 Höhenmetern wurde der Ausgangspunkt wieder erreicht. Ab auf die Wiese, hinlegen, dösen, auf das andere Team warten.

    Dieses schraubte sich im Pößnecker in der prallen Sonne langsam dem Sella-Plateau entgegen. Zwar hatte der Klettersteig keine Freikletterstellen mehr, bot dafür aber umso mehr Speck und Schmiere für Griff und Tritt – besondere Intensität dank Sonnenschein. Oben angekommen ging es ans Gipfelkreuze-Umarmen, Bögen-Schlagen, Stolpern und Ausrutschen sowie Mittagsschläfchen-Halten. 

    Beim Abstieg lockte ein Wasserfall mit Planschbecken, über welches freudestrahlend hergefallen wurde. Teils Füße, teils ganze Menschen samt ihren iPhones nahmen dort ein erfrischendes, eiskaltes Bad – sauberer hätte ein Tourabschluss nun wirklich nicht sein können.

  • Logisch

    Ruhetag für die Hunde gleich Klettertag für uns Zweibeiner. Logisch.

    Da wir uns nur leidlich fit fühlten, suchten wir ein Sportklettergebiet mit kurzem Zustieg und guter Absicherung. Die Wahl fiel auf den Traumpfeiler. Wie das eben so ist: kurzer Zustieg plus gute Hakenabstände gleich polierte Griffe. Logisch.

    Die Westwand lag vormittags im Schatten, was auf einer Höhe von 2000 Meter leider bedeutete, dass wir uns frierend die ersten Routen hochschieben mussten. Logisch.

    Gegen Mittag kam die Sonne – und mit ihr die Hitze. Sonne plus Mittagszeit gleich schmierige Sauna am Fels. Logisch.

    Wir quälten uns dennoch durch ein paar weitere Routen, schwitzten, keuchten und lachten. Unlogisch, aber nicht anders zu erwarten.

    Schließlich beendeten wir diesen Tag ganz logisch: mit glühendem Blick gen nächstes Abenteuer.

  • Wiederholungstäter

    Gestern wagten wir noch einen letzten Start in eine Mehrseillänge (Via Sandra, 6a+) – wenige Haken, ein paar Sanduhren. Erster Gedanke: „Wird schon gehen.“ Zweiter Gedanke: „Verdammt, das hatten wir doch schon mal… wir sind Wiederholungstäter.“

    Oben angekommen, gestanden wir uns ein, dass es sich bei der Sonne um einen gnadenlosen Gegner handelte, dem wir nichts mehr entgegensetzen konnten und wollten. Erneut strichen wir die Segel. Wir packten unsere sieben Sachen, bummelten ein letztes Mal durch Arco und machten uns dann wieder auf den Weg zurück in die Berge. Wiederholungstäter lassen grüßen.

    Dieses Mal landeten wir in der Sella-Gruppe am Fuß des Pisciadù. Um nicht schon wieder in die Wiederholungstäter-Schublade zu geraten, schickten wir unsere Mitreisenden allein in den Pisciadù-Klettersteig. Den hatten wir vor Jahren Ende Mai ungewollt im Aufstieg und dann bei Gewitter im Abstieg abgearbeitet – im Übrigen ein Abenteuer, das man kein zweites Mal braucht. Stattdessen stand für uns vier eine neue Ausgabe „Hunde-Berg-Abenteuer“ auf dem Plan.

    Happy wurde ins Klettergeschirr verfrachtet. Unser Ziel: über das Val Setus zur Pisciadù-Hütte, eine kleine Runde über das Sella-Plateau und schließlich der Abstieg durchs Mittagstal. Letztlich würden nicht die 13 Kilometern und 1300 Höhenmetern aus der Tour ein Abenteuer machen, sondern die versicherten Passagen (A/B), die für Vierbeiner alles andere als trivial sind.

    Normalerweise hätten wir Cima geschickt, ihren eigenen Weg zu suchen und zu finden und Happy wäre ihr brav gefolgt. Da unter uns jedoch zahlreiche Wanderer liefen, wollten wir kein Steinschlag-Risiko eingehen. Beide Hunde mussten daher exakt unsere Route nehmen und das bedeutete: Teamwork über Metallbügel und steile Felsvorsprünge. Nach 1,5 Stunden voller Kommandos wie „Steh“, „Weiter“, „Hopp“ und reichlich Lob standen wir oben – stolz auf unsere Fellbälle und uns selbst.

    Nach einer Pause und Stärkung an der Hütte ging es weiter übers Plateau, durch eine Scharte über Geröll zurück. Kaiserschmarrn, Apfelstrudel, Kaffee, ein Pläuschchen mit unseren beiden Klettersteiglern. Dann ging es an den Abstieg durchs Mittagstal, der es noch einmal in sich hatte: versicherte Passagen, müde Hunde und ihre Konzentration am Limit. Gemeinsam schafften wir auch das noch und kamen nach über 7 Stunden Tour erschöpft und glücklich am Wohnmobil an.

    Fazit: Ja, wir sind Wiederholungstäter – aber mit Stil. Und mit zwei Vierbeinern, die inzwischen wohl mehr Klettersteig-Erfahrung gesammelt haben als so mancher Zweibeiner.

  • Happys großer (Magen-)Plan

    Horcht, liebe Leut’, die Geschichte vom Plane Happys erzählen wir heut’. 

    Er war nicht durchdacht,
    doch, was sie wollt’, hat er verbracht.

    Während Happy ständig unter Leinenzwang litt und nie auch nur das kleinste Bienchen jagen durfte, vergnügten sich die Zweibeiner auf der Jagd im ganz großen Stil: erst der Kaiser, dann sollte es die Sonne werden. Bevor sie sich jedoch auf den Weg zur Sonnenjagd machten, wollten sie noch die Berge brennen sehen. „Berge in Flammen“ – warum man so etwas aus Spaß hochklettern wollte, verstand Happy nicht. Aber sie verstand, dass sie dafür mit Schlafmütze Cima im Wohnmobil warten sollte – und die ließ sich nur mit viel gutem Zureden zu einem halbherzigen „Zusammenbellen“ hinreißen. Das klang weder fair noch spaßig.

    Als junge Eurasier-Dame, findig und mit einer gehörigen Portion Durchsetzungswillen gesegnet, fasste Happy noch am selben Abend einen Entschluss: Entweder hatten alle Spaß, oder niemand. Und zurücklassen sollte man sie ganz sicher nicht. Also ersann sie einen Plan, so zwingend wie wirkungsvoll: Krankheit mit Durchschlag.

    So geschah es. Noch in derselben Nacht rief sie ihre Zweibeiner mehrfach hinaus ins Dunkel. Frierend, gähnend und doch besorgt, standen sie halbstündlich neben ihr im kalten Gras. Und der Plan ging auf. 5 Uhr morgens, 3 Grad Außentemperatur, müde Zweibeiner, kranker Hund – von „Berge in Flammen“ war keine Rede mehr. Im Mittelpunkt allen Tuns stand Happy. Umsorgt, bemitleidet, verhätschelt. Sieg für Happy.

    Doch, was sie erst ersann 
    und als frecher Plan begann,
    mit Bauch gedacht als schlauer Trick,
    der spielte ernst – und das war nicht schick.

    Anfangs wähnte sie sich als Siegerin,
    bald fand's Durchfall-Hundi nur schlimm.
    Cima durfte wandern geh’n,
    mit den and’ren den Monte Castello seh’n.
    Happy hingegen musste ruh’n,
    und auch Frauchen konnt’ nichts and’res tun.

    Die Einsicht kam, spät, aber klar:
    Durchfall ist dumm – das ist wohl wahr.

    Drum merkt euch, Leut’, die Moral aus der Geschicht:
    Wer ander'n eine Grube gräbt, dem taugt die beste Krankheit nicht.
    Das nahm auch Happy für ihr Leben mit -
    was für ein wilder Ritt!
  • Schattenwelt des Lagazuoi

    Der Besuch des Kaiserjägersteigs hat für uns schon Tradition: Wir haben ihn mehrfach begangen – manchmal als Abstieg nach alpinen Klettertouren, manchmal als Aufstieg, um Freunden unsere Urlaubsheimat und die Begeisterung dafür näherzubringen. Dieses Mal stieg nur Tobi auf, mit Chrissy und Dominik im Schlepptau. Die beiden Hundedamen entschieden sich – selbstverständlich nur Frauchen zuliebe – für den normalen Aufstieg.

    Oben an der Lagazuoi-Hütte auf 2752 m trafen wir wieder aufeinander und genossen auf einer der schönsten Panorama-Terrassen der Dolomiten einen Kaffee und die Aussicht.

    Später machten wir uns gemeinsam an den Abstieg, der uns durch den berühmten Lagazuoi-Tunnel führte. Erbaut wurde er während des Ersten Weltkriegs von italienischen Soldaten, die in monatelanger Arbeit ein 1.100 m langes Tunnelsystem in den Berg trieben. Ziel war es damals, die österreichischen Stellungen auf dem Lagazuoi zu untergraben und mit einer riesigen Sprengung auszuschalten – eine der extremsten und gefährlichsten Kriegsstrategien jener Zeit. Noch heute zeugt der Tunnel mit seinen engen, steilen Stufen und den zahlreichen Schießscharten von diesen harten Bedingungen.

    Mit Stirnlampen ausgerüstet, traten alle tapfer in die Dunkelheit ein, auch wenn nicht jede Stirnlampe gleich viel Mut spenden konnte. Die Schießscharten erwiesen sich als kleine Inseln der Weite und Helligkeit, die halfen, wieder Kraft für die nächsten Stufen zu sammeln. Unten angekommen, wurde die Dunkelheit mit spürbarer Erleichterung hinter sich gelassen.

    Für Cima war es bereits die dritte Tunnelbegehung, für Happy die erste. Beide stiegen scheinbar entspannt Stufe um Stufe hinab, neugierig an jeder Scharte verweilend und auf die langsame Zweibeinerscharr wartend, um dann wieder in die Dunkelheit einzutauchen. 

    Unten angekommen, sollte es noch einmal hoch hinaus gehen: zum Hexenstein, vorbei an und in alten Schützengräben, ein weiterer eindrucksvoller Ort voller Geschichte. Geschafft – körperlich vom Aufstieg und mental vom Abstieg, wurden jedoch die reizüberflutete Happy mit Ruhepol Cima und Aufpasser Frauchen am Wohnmobil abgesetzt (irgendwer muss ja diese Blogeinträge schreiben).

    Am Ende stand ein gelungener Tag: kühle 12 Grad, reichlich Sonne, herrliche Ausblicke und ein Stück Weltgeschichte zum Anfassen.

  • Und wir halten es wie Dachdecker

    Der Tag nach unserem erholsamen Wandertag stand im Zeichen… der Erholung. Wir trabten durch Cortina d’Ampezzo auf der Suche nach einem nicht roten, dafür kleinen Kletterhelm für eine Person, die ohne Helm in die Berge aufgebrochen war. Da dies anstrengender als erwartet war, erholten wir uns stundenlang in einem Café, genossen Kaffee und Croissant (con crema di pistacchio, denn wir gehen mit der Pistanzientrend). Um uns davon zu erholen, ging es zum Lago di Landro – statt ihn nur sehnsüchtig anzuschmachten, hielten wir endlich unsere Füße ins Wasser und Chrissy – unsere fränkische Helmverweigererin -durfte sich ihre ganz besondere Belohnung abholen: ein erholsames Bad im eiskalten Wasser.

    Genug Erholung. Am nächsten Tag lockte die Versuchung. Wir wollten klettern. Die Landrohöhlen wirkten spannend. Munter starteten wir, munter stiegen wir auf, dann standen wir da – etwas nass, etwas sehr nass, etwas zu nass. Die nächste Versuchung musste her. Der meistbesuchte Fels der Region wirkte… OK. Munter stiegen wir ab, munter stiegen wir zu, dann standen wir da – etwas speckig, etwas dreckig, etwas laut. Genug der Versuche. Klettern statt Wettern.

    Es folgte der Tag der Trennung. Die einen machten sich auf zu den Drei Zinnen, die anderen bewachten pflichtbewusst das Wohnmobil und wir suchten unseren Kletterspaß am Falzarego-Pass. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für „Sole e Metallo“, eine 6b (7) mit sechs Seillängen. Den Einstieg würden wir nicht lange suchen müssen, denn wir waren in unserer „Urlaubsheimat“. Hier kannten wir jeden Stein beim Namen. Auf die Plätze, fertig los.

    45 Minuten später… „Im Buch steht, der Einstieg sei mit einer roten Reepschnur markiert.“ – „Da hängt sie. Etwas höher als erwartet. Gibt auch mehr Haken als beschrieben.” Perfekt, da kann Tobi direkt starten. Gesagt, getan – ohne weiter nachzudenken. 

    20 Minuten später… „Tobi, bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“ – „Nee, fühlt sich viel schwerer an als beschrieben.“ Gut… Dann hatten wir uns wohl ganz spontan „entschlossen“, eine andere Route zu begehen. Wird schon passen. Sah ja weiterhin ganz nett gesichert aus.

    60 Minuten später… „Ach, es handelt sich um die Stella Alpina.“ Gleicher Schwierigkeitsgrad, kein Problem.

    90 Minuten später… „Was war das denn?!“ Da rutschte doch fast das Herz in die Hose. Die vielen Sicherungen wurden immer weniger, die Route keineswegs leichter. Wir beschlossen, beim nächsten Mal vielleicht doch nicht ganz so flexibel bei der Routenwahl zu sein.

    15 Minuten später… „Schau, das Wetter lässt sich auf unsere Flexibilität ein: Von Sonne schwenkte es nun auf Regen um.” Wir blieben positiv, denn immerhin hatten wir die Regenjacken nicht umsonst mitgeschleppt. Die Route wurde leichter, dafür viel rutschiger.

    45 Minuten später… “Brrrrr.” Wir erreichten den Ausstieg. Keine Sicht, dafür jede Menge Nass. Direkt nahmen wir den Abstieg in Angriff – Schluss mit Flexibilität für heute. Wir wollten nur noch ins Trockene, ins Warme – schließlich sind wir Abenteurer, keine Dachdecker.

  • Angekommen

    Nach zwei Tagen Kletterei brauchten wir Erholung – ein Wandertag musste her. Unsere Wahl fiel auf den Rautkofel. Leider kein Rundweg, sondern knapp 6 Kilometer hin und wieder zurück. Doch an einem sonnigen Samstag wollte keiner von uns viel Zeit bei der Suche nach Ruhe und Erholung auf bekannten, von Menschenmassen überlaufenen Wegen verlieren – lieber Zeit für die Suche nach der richtigen Spur auf unmarkierten Pfaden investieren. Der Rautkofel versprach nicht nur Einsamkeit, sondern auch einen traumhaften Blick auf die Nordseite der Drei Zinnen. Auf geht’s!

    Der erste Teil des Aufstiegs zog sich dahin: Latsche, Latsche, Latschenkiefer. Dann kam der Durchbruch und nur noch blanker Dolomit lag vor uns. Ein Träumchen. Nach 800 Höhenmetern legten wir an einer alten Kriegsstellung eine Rast ein. Aussicht und Sonne genießen. Kräfte sammeln. Unser „verloren geglaubter Sohn“ packte Kartoffeln, Eier, Käse, dies, das, jenes aus – ein Wanderbüfett vom Feinsten. Noch ein Träumchen.

    Weitere 400 Höhenmeter warteten im alpinen Gelände. Wie es sich für Abenteurer gehört, verloren wir zwischendurch den Weg aus den Augen. Doch Mensch wie Hund arbeiteten Hand in Pfote und schlugen sich tapfer – Teamarbeit eben. Wir kamen gut voran. Kurz vor dem Gipfel entschieden wir uns jedoch, den letzten, gerölligen Anstieg auszulassen. Stattdessen blieben wir bei den obersten Kriegsstellungen im Grünen, in der Sonne – mit einem Blick auf die Drei Zinnen, der seinesgleichen sucht.

    Und so saßen wir da. Sonne im Gesicht, Dolomit soweit das Auge reicht, Freunde an unserer Seite, Hunde zu unseren Füßen, beste Laune, beste Aussicht. Einer dieser seltenen Momente, in denen alles stimmt. Wir merkten, dass es so weit war: Wir waren angekommen – auf unserer Reise, in unserem Urlaub, fernab von Zwang, Drang und Stress.

    Den Abstieg haben wir übrigens auch geschafft. Alle Gefahren des Bergs überwunden, müssen wir jetzt nur noch aufpassen, nicht am Stolz auf unsere vierpfötigen Begleiter zu ersticken. Cima – souverän im Gelände, freilaufend und, wo nötig, erfolgreich bei der eigenen Wegsuche. Happy – an der kurzen Leine, aufmerksam folgend, springend, bleibend und, wenn gefragt, freilaufend zum angegebenen Zweibeiner.

    Und während wir so nebeneinander sitzen, denken wir an die vielen, oft mit einem Schmunzeln quittierten Übungen mit kraxelnden Hunden am heimischen Fels. Wir denken lächelnd an unsere letzte Heimat – die Fränkische Schweiz. Wir nehmen noch einmal gedanklich Abschied – auf unbestimmte Zeit.

  • Unverhofft kommt oft

    Seit zwei Tagen sind wir nun im Höhlensteintal und haben uns entspannt eingeklettert. Auf dem Rückweg im Rienztal gab’s zwar eine unfreiwillige Dusche, aber die wäre eh nötig gewesen. Außerdem hatten wir mit dem Regen um 14 Uhr ohnehin gerechnet. Also keine Überraschung für uns.

    Die Stimmung war bestens. Wir haben gelacht, geklettert, gegessen, Kaffee in uns geschüttet – endlich lief alles reibungslos. Problemlos die Wege zu den Felsen gefunden. Problemlos einen Übernachtungsplatz gefunden. Problemlos die gute Laune gefunden und festgehalten. Schließlich sind wir in den Bergen – ohne Arbeit, ohne Stress, ohne Verpflichtungen. Also keine Überraschung für uns.

    Vor der Reise gab es wochenlange Diskussionen. Denn die Frage, ob ein weiteres Mitglied unseren sonst so illustren Runde mitkommen würde, blieb hartnäckig unbeantwortet. Die eine Hälfte hielt fest am Optimismus: „Natürlich kommt der!“ Die andere Hälfte winkte irgendwann nur noch ab: „Vergiss es, gib auf.“ Zwischen Hoffnung und Resignation keimte immer wieder Wehmut auf – und auch in den letzten beiden Tagen kreisten unsere Gespräche regelmäßig um dieses Phantom-Mitglied. Also keine Überraschung bei uns.

    Wer beim Lesen mitdenkt, der kann erahnen, wie dieser Abend enden wird. Ein weißes Auto rollt heran, stellt sich direkt und schräg vor unser WoMo. Der erste Impuls „Kann der Idiot nicht ordentlich parken?“ war noch nicht einmal ausgesprochen. Die Tür fliegt auf. Da steht er, grinsend bis über beide Ohren, in unser WoMo schauend.

    Sieg der Optimisten. 

    Was für eine unglaubliche Überraschung!

  • Gut Ding will Weile haben

    Hopphopp, 6:30 Uhr! Raus aus den Federn, Tobi – der Kletterfels ruft! In meiner Fantasie läuft’s so: schnell aufbrechen, fix Wasser auffüllen, flott einkaufen, rasant zum Dürrensee düsen, zackig Ausrüstung schultern, und schon rauschen wir elegant zum ersten Fels. Zack, bumm, Abenteuer!

    Klar … aber vorher vielleicht doch noch einen Kaffee. Und ein Müsli. Die Hunde wollen Gassi. Auf dem Brenner gilt Tempo 60. Der Lidl-Parkplatz ist zu klein. Wir suchen eine Alternative. Einkaufen zu Fuß. Spur gesperrt. Ampel rot. Sehr rot. Rucksäcke noch packen. Hunde füttern. Ach ja – irgendwann sollten wir dann auch wirklich mal losmarschieren.

    Schließlich – pünktlich am frühen Nachmittag – erreichen wir tatsächlich den Militärklettergarten am Dürrensee. Sonne! Berge! Fels unter den Fingern! 

    Noch sind wir im Urlaubsmodus nicht ganz angekommen, aber es ist ein Anfang. Aller Anfang ist schwer und gut Ding will eben Weile haben – in unserem Fall ziemlich viel Weile.