Author: Käthe

  • Unverhofft kommt oft

    Seit zwei Tagen sind wir nun im Höhlensteintal und haben uns entspannt eingeklettert. Auf dem Rückweg im Rienztal gab’s zwar eine unfreiwillige Dusche, aber die wäre eh nötig gewesen. Außerdem hatten wir mit dem Regen um 14 Uhr ohnehin gerechnet. Also keine Überraschung für uns.

    Die Stimmung war bestens. Wir haben gelacht, geklettert, gegessen, Kaffee in uns geschüttet – endlich lief alles reibungslos. Problemlos die Wege zu den Felsen gefunden. Problemlos einen Übernachtungsplatz gefunden. Problemlos die gute Laune gefunden und festgehalten. Schließlich sind wir in den Bergen – ohne Arbeit, ohne Stress, ohne Verpflichtungen. Also keine Überraschung für uns.

    Vor der Reise gab es wochenlange Diskussionen. Denn die Frage, ob ein weiteres Mitglied unseren sonst so illustren Runde mitkommen würde, blieb hartnäckig unbeantwortet. Die eine Hälfte hielt fest am Optimismus: „Natürlich kommt der!“ Die andere Hälfte winkte irgendwann nur noch ab: „Vergiss es, gib auf.“ Zwischen Hoffnung und Resignation keimte immer wieder Wehmut auf – und auch in den letzten beiden Tagen kreisten unsere Gespräche regelmäßig um dieses Phantom-Mitglied. Also keine Überraschung bei uns.

    Wer beim Lesen mitdenkt, der kann erahnen, wie dieser Abend enden wird. Ein weißes Auto rollt heran, stellt sich direkt und schräg vor unser WoMo. Der erste Impuls „Kann der Idiot nicht ordentlich parken?“ war noch nicht einmal ausgesprochen. Die Tür fliegt auf. Da steht er, grinsend bis über beide Ohren, in unser WoMo schauend.

    Sieg der Optimisten. 

    Was für eine unglaubliche Überraschung!

  • Gut Ding will Weile haben

    Hopphopp, 6:30 Uhr! Raus aus den Federn, Tobi – der Kletterfels ruft! In meiner Fantasie läuft’s so: schnell aufbrechen, fix Wasser auffüllen, flott einkaufen, rasant zum Dürrensee düsen, zackig Ausrüstung schultern, und schon rauschen wir elegant zum ersten Fels. Zack, bumm, Abenteuer!

    Klar … aber vorher vielleicht doch noch einen Kaffee. Und ein Müsli. Die Hunde wollen Gassi. Auf dem Brenner gilt Tempo 60. Der Lidl-Parkplatz ist zu klein. Wir suchen eine Alternative. Einkaufen zu Fuß. Spur gesperrt. Ampel rot. Sehr rot. Rucksäcke noch packen. Hunde füttern. Ach ja – irgendwann sollten wir dann auch wirklich mal losmarschieren.

    Schließlich – pünktlich am frühen Nachmittag – erreichen wir tatsächlich den Militärklettergarten am Dürrensee. Sonne! Berge! Fels unter den Fingern! 

    Noch sind wir im Urlaubsmodus nicht ganz angekommen, aber es ist ein Anfang. Aller Anfang ist schwer und gut Ding will eben Weile haben – in unserem Fall ziemlich viel Weile.

  • Bei Windstärke 7

    Wenn Frust und Langeweile anklopfen, hilft nichts besser als eine kräftige Brise Bouldern, ein sanfter Hauch Gassi und ein warmer Föhn Autofahrt. So ließ sich zumindest der unerwünschte Brückentag füllen – und der Wirbelsturm aus Emotionen und Gedanken ein wenig dämpfen.

    Die Nacht verbrachten wir direkt vor den Toren unseres Herstellerfreundes, nennen wir ihn „Marc“. Mit Kampfeslust und Optimismus, vermischt mit seelischem Bauchgrummeln und ein paar Böen Pessimismus starteten wir in den allerallerletzten Deutschland-Tag des Jahres 2025.

    Waren all die Beteuerungen nur heiße Luft? Würden wir neue Federn besorgen und erneut umrüsten müssen? Was würde uns der Spaß noch kosten – und wie viel Zeit noch verschlingen?

    Viele Fragen, doch kurzum: Wir kamen, wir gingen (Kaffee trinken), wir kamen, wir zahlten, wir fuhren – und wir siegten. Oder zumindest: Wir haben nicht verloren. Die Abnahme klappte. „Redet nicht weiter drüber“, gab uns Freund Marc noch mit auf den Weg. Schlafende Hunde solle man nicht wecken und es dabei beruhen lassen. Nein, natürlich haben wir keinen Atem mehr für Preisdiskussionen, Klagen über fehlerhafte Beratung, verschwendete Lebenszeit oder sonstige Gedanken aufgewandt. Wir schwiegen, machten unserem Unmut keine Luft, atmeten tief durch und starteten endlich gen Süden… nicht.

    Wir sausten vom Hof. Wir flogen dahin. Lenkrad rechts, WoMo gerade. Lenkrad gerade, WoMo links. Lenkrad links, WoMo noch weiter links. Verwirrt? Wir auch. Fazit: auf ein allerallerletztes Mal dieses Jahr nach Jena und dort die Achsen korrekt einstellen. Direkt zum Ziel fahren? Kann jeder. Und wer will schon jeder sein?

    Eine weitere Stunde später nahmen wir endlich Fahrt auf. Mit Windstärke 7 setzten wir Segel, fegten über Kufstein hinweg – kurze Flaute mit Kefir-Deal bei Tobis Schwester – und trudelten am Abend müde, aber erleichtert, am Rastplatz Europabrücke ein.

    Nach einer stürmischen Begrüßung für unsere Reisebegleiterin blieb nur noch Kraft für diesen Blogeintrag. Es ruft das Bett. Wir sind angekommen – im Urlaub, auf der Reise und endlich raus aus dem Gegenwind der letzten Tage und Wochen.

  • Auf die Plätze, fertig… halt!

    Durchstarten war gestern. Heute heißt es: Durchhalten; und wenn dir das Leben ein Beinchen stellt, dann steh auf, richte dein Krönchen, mach dir eine zuckersüße Limonade und strahle der ganzen Welt ins Gesicht.

    Es war absehbar, dass bei einer fast endlosen To-do-Liste irgendwas für das Ende übrig bleibt. Folglich hieß es heute noch fix offene Punkte abzuhaken. Impfen, Post und letzte Besorgungen – alles ging mehr oder minder flott von der Hand und gut gelaunt machten wir uns auf den Weg zum TÜV… zur GTÜ… zur Verzweiflung. Statt uns die neuen GFK-Feder in Kombination mit unserem Luftfahrwerk anstandslos abzunehmen, werden Köpfe geschüttelt, als wären wir auf einer Schulung für Ablehnungs-Choreografie. Abgang links.

    Die Kommunikation mit dem Hersteller der neuen Federn verlief rückblickend je nach Perspektive “beanstandungslos” oder schlicht “anstandslos” – vor, während und nach dem Kauf. Am Anfang stand “die Kombination wird kein Problem sein”, dann ging es über “das ist ja noch nie passiert” zu “sucht halt einen anderen Prüfer”, bis wir schließlich bei “unser Prüfer wird das abnehmen – in 2 Tagen” ankamen.

    Tobi bricht in Hysterie aus, die Hunde überdrehen völlig, Käthe weiß gar nicht, wie ihr geschieht. Was für eine Idee!

    Es ist Montagabend. Seit Stunden sind wir im Geiste auf dem Weg in den Süden. Körperlich rollen wir schicksalsergeben in den Norden – 330 km in die falsche Richtung. 

    Vier Gestalten, die eigentlich schon längst die Berge am Horizont sehen wollten.

  • Auftakt und Abschied

    Manchmal hält das Leben nicht das bereit, was man sich von ihm erhofft. Doch wo sich eine Tür schließt, so sagt man, würde sich eine andere öffnen. Häufig ist diese andere Tür gar nicht so leicht ausfindig zu machen. 

    Auch unser Weg zu dieser neuen Tür war nicht von heute auf morgen gegangen. Neben den Konstanten, unserer Familie, kamen und gingen viele Menschen und Hunde und jeder von ihnen hat Spuren hinterlassen und sich in unseren Herzen verewigt. 

    Da waren die Nachbarn, die stets Zeit für einen Plausch, ein Lachen und kleine wie große Hilfen fanden. 

    Da waren neun bezaubernde Hundewelpen, die wir zur Welt geholt, neun Wochen lang gehegt, gepflegt, geliebt, begleitet und schließlich an liebevolle Hände übergeben durften. 

    Da waren neun unterschiedliche Familien, die wir kennenlernen und deren Leben wir um einen Eurasier bereichern konnten. 

    Da waren die Kollegen, die ihr Wissen mit uns teilten, unser Selbstvertrauen stärkten und graue Arbeitsalltage bunter machten. 

    Da waren die unzähligen Bekanntschaften, mit denen wir drinnen wie draußen der Leidenschaft des Kletterns und Lachens frönen konnten.

    Da waren die alten Freunde, die alte Erinnerungen und neue Freunde für neue Erinnerungen an unseren Tisch brachten.

    Da waren die ganz Verrückten, die letztlich aus dem Nichts kamen, uns Nerven raubten und doch so unglaublich viel Freude, Freundschaft und Wehmut hinterließen.

    All sie sind es, die uns gezeigt haben, dass jeder Schritt schon ein Teil des Abenteuers ist, nach dem wir suchten, und all sie sind es, die wir nun auf unsere Reise mitnehmen – einige in Gedanken und andere in Persona. 

    “Wir reisen nicht, um dem Leben zu entfliehen, sondern damit uns das Leben nicht entflieht.” – Unbekannt