Category: Südtirol

  • Von Äpfeln, Bären und Kriegen

    Nach einer morgendlichen Runde am Freitag durch die Rastenbachklamm, bei der die Hunde die Gittertreppen zwar hinaufstiegen, aber hinunter getragen werden mussten, ging es noch schnell zum Tierarzt nach Kaltern. Wirklich hilfreich war die gute Dame dort nicht – aber Geld hat sie uns trotzdem abgenommen, und davon nicht zu wenig. Während Tobi anschließend in der Kellerei Tramin Wein verkostete und einkaufte, schliefen die drei Damen des Hauses ihren Medikamentenrausch aus.

    Am Samstag nahmen wir erneut Anlauf, um uns ein wenig zu bewegen und mehr von unserem ersten Reiseland zu sehen. Wie eine kleine Schar Aasgeier fielen wir über die Apfelplantagen rund um unseren Übernachtungsplatz her und wie es sich für echte Aasgeier gehört, töteten wir nichts – wir nahmen nur, was bereits „verendet“ am Boden lag. Auf gut Deutsch: Wir pflückten nicht frech die glänzenden Äpfel von den Bäumen, sondern sammelten die auf, die unbeschädigt den Weg vom Ast auf den Boden gefunden hatten. Als der Rucksack voll war, kehrten wir zurück. Es ging weiter zu den Bären.

    Die Sache mit den Bären werden wir wohl in nächster Zeit nicht wiederholen. In Erwartung eines schönen Spazierganges mit den Hunden in einem weitläufigen Wildtierpark, in dem für die in Gefangenschaft lebenden Wildtiere wenigstens halbwegs angemessen große Gehege angelegt wurden, machten wir uns auf den Weg. 

    Nun, man sollte halt nicht ständig etwas erwarten. Die Bären liefen verstört von links nach rechts, der Luchs hatte so viele Versteckmöglichkeiten, dass man ihn ohne Suche am hellichten Tage fand, und die Uhus brauchten keine gestutzten Flügel, denn zum Fliegen war ohnehin kein Platz. Begeistert waren nicht einmal Cima und Happy, denn ihre Freunde, die Wildschweine, fehlten ganz.

    Genug von lebenden Menschen und gefangenen Tieren. Wir widmeten uns am Sonntag der menschlichen Geschichte inmitten freier Wildtiere. Unser Ziel: der versicherte Steig auf den Corno Battisti, einen Berg nahe Rovereto, durchzogen von Tunneln aus dem Ersten Weltkrieg. Über 1.200 Höhenmeter und mehr als sieben Kilometer ging es durch Wald und Fels, durch dunkle, nasse Gänge stetig bergauf. Oben angekommen genossen wir den weiten Blick über die Schauplätze des Krieges und ahnten noch nicht, dass uns auf dem Rückweg sieben Kilometer lang ein Kleinkrieg eigener Art erwartete.

    Beim Abstieg trafen wir unzählige Gämse, oft nur wenige Meter entfernt. Wir starrten sie an, sie starrten zurück – bis sie davonhüpften und Happy an der Leine jaulend hinterherzog. Dieses Spiel wiederholte sich gefühlt hunderte Male. Spaßig. Wer am Ende des Tages erschöpfter war, lässt sich wirklich nicht mehr sagen.

  • Von Stadtbummlern und Schlechtwetter-Seen

    Nach dem Sport ist vor dem Sport – und zwischendurch ein Anflug von Kultur. Vormittags stand noch etwas Arbeit an, danach ging es auf einen Abstecher nach Meran: Ein wenig durch die Stadt bummeln, den Tappeinerweg entlang schlendern, den Kräutergarten durchforsten und die Bilder an der Wandelhalle bestaunend die Promenade hoch und runter flanieren. Ein bisschen Kultur muss sein.

    Zum Abschluss des Urlaubs ging es heute noch einmal hoch hinaus. Bereits vor 8 Jahren waren wir hier und haben uns in die Texelgruppe aufgemacht, um die Spronser See anzuwandern. Die Wetterprognosen waren damals wie heute. Ein Revival also, jedoch, so hofften wir, mit einem feinen Unterschied: beim letzten Besuch verpassten wir unsere Gondel zur letzten Talfahrt und mussten den gesamten Weg runterlaufen – eine schmerzhafte Erfahrung für unsere Knie, die wir nicht wiederholen wollten.

    Statt in Dorf Tirol starteten wir beim Gasthaus Gasteiger und ließen uns ganz bequem mit dem Korblift  hoch zur Leiter Alm transportieren. Der Lift ist ein ganz besonderes Erlebnis vor allem für die Hunde, denen eine Sonderbehandlung zu Teil wurde: Zum Ein- und Aussteigen wurde der Lift verlangsamt und Pappen als Sicht- und Trittschutz hineingeworfen. Etwas skeptisch wurden die Körbe dennoch von den Vierbeinern betreten, doch schnell stellten sie fest, dass diese Art des Reisens auch ganz nett war – entspanntes Umgebungsscannen.

    Auf 1550 Metern Höhe angekommen, begannen wir unsere über 1100 Höhenmeter und 14 Kilometer lange Tour bei wunderschönem Schlechtwetter. Mal gab es ein wenig Aussicht, dann wieder nicht. Mal gab es ein wenig Wind, dann mal wieder nicht. Mal gab es Sprühregen, dann mal Nieselregen, dann mal Regen – dann mal auch nicht.

    Trotzdem stiefelten wir bester Laune in Regenjacken gehüllt (ja, auch Happy und Cima) über die Hochgangscharte (2455 m) zu den Spronser Seen, zur Oberkaser Alm, über die Taufenscharte (wo ein kleines Arbeitsmeeting in feinstem Regen abgehalten wurde) zurück zur Leiter Alm. Nach einem schnellen Kaffee (es fror uns dezent) schwebten wir wieder mit dem Korblift hinab und beendeten unsere Tour mit der Eröffnung eines Feuchtbiotops (feuchte Kleidung im beheizten Wohnmobil). Zu gemütlich will man es ja während der Reise auch nicht haben.

  • Chillende Kletterer

    Nach unserem gestrigen Fehlversuch in der Steinernen Stadt – die Herren sonnten sich entspannt mit den Hunden, wir Mädels scheiterten am Fels – wechselten wir noch am selben Tag den Standort, füllten Wasser und Futter nach und visierten das nächste Ziel an.

    Wir landeten bei Meran und entschieden uns für den Klettergarten St. Hippolyt. Vormittags lag der Fels im Schatten – perfekte Bedingungen, endlich mal Routen ohne Speck oder Schmiere zu genießen. Kaum wich der Schatten zurück und die Sonne erreichte uns, wich auch der Spaß am Fels. Zum Glück winkte das gleichnamige Gasthaus direkt oben vom Fels herab. Mit Kaiserschmarrn, Kastanien-Tiramisu und Eiskaffee konnte der leere Kalorienhaushalt schnell wieder aufgefüllt werden. 

    Ausklang fanden wir oberhalb von Algund bei Meran – etwas Abgeschiedenheit, nur gestört durch gelegentlich vorbeischwebende Sessellift-Gäste. Besser lassen sich Urlaubstage kaum beenden.